Jakobuspfad
Sehnsucht nach pilgern....

Das Jahr 2011.

Auf der Zielgeraden nach Santiago de Compostela 


1 Tag  - Anreise Düsseldorf – Aeroporto de Asturias – Strecke Pravia – Luarca nach Otur - 6,4 km

Wir besteigen um 4 Uhr unsere PKW in Krefeld und lassen uns zum Düsseldorfer Flughafen befördern.

Um 6 Uhr hebt unsere Boeing 737 der Air Berlin mit Ziel Mallorca ab. In Palma wechseln wir den Flieger und weiter geht’s Richtung Asturien. Um Viertel vor Elf ist es so weit: wir setzen die Rucksäcke auf und beginnen unseren Fußweg zum Feve Bahnhof in Santiago del Monto. Der Schmalspurschienenbus schaukelt uns zunächst nach Pravia. Wir nutzen den Aufenthalt bis zum nächsten Zug für einen Bummel durch den Ort und nehmen die erste landestypische Mahlzeit ein. Wieder auf den nicht ebenen Schienen rollen wir unserem offiziellen Startpunkt 2011 Luarca entgegen. Beim Blick aus dem Zugfenster lässt sich leicht die Spur des Vorjahres wieder aufnehmen und sind wieder mitten drin. Bei herrlichem Wetter machen wir uns auf die 6,4  kilometerlange Strecke zum Hotel Casa Consuelo. 

2 Tag  - Strecke von Otur nach Navia - 15,4 km

Wir verlassen recht früh unser Hotel und erreichen nach wenigen hundert Metern den Pilgerweg.

Bedingt durch den Autobahnneubau wird auch hier, wie im Vorjahr, der Pilgerweg mehrmals umgeleitet und wir erreichen um die Mittagszeit den Ort Pinera mit seiner Pilgerherberge.

Unser Weg führt uns noch weiter nach Navia. Dort suchen wir zuerst die Kirche auf, bevor wir gegen 14 Uhr unser Hotel ‚Palacio Arias’ beziehen. Da es noch früh am Tag ist, bleibt noch genügend Zeit zum Stadt- und Strandbummel. Wir entdecken irgendwelche internationale Freiwasserschwimmmeisterschaften und jubeln den Sieger zu. In einem argentinischen Steakhouse füllen wir unsere leeren Bäuche und lassen den Abend ausklingen.

3 Tag  - Strecke von Naiv nach Tapia de Casariego - 22,4 km

Kurz nach Verlassen des Hotels, wir hatten zuvor noch üppig gefrühstückt, begann es zu regnen.

Da wir beim Regen nirgends länger verweilen, kommen wir zügig voran und erreichen um 13:30 Uhr die Kirche von Campos y Salave. Der offene Vorbau der Kirche bieten uns genügend Schutz vor dem einbrechenden Starkregen. Während unserer Rast gesellen sich noch einige durchnässte Pilger zu uns, die wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen werden. Als der Regen nachlässt machen wir uns auf die letzten Kilometer nach Tapia. Kurz vor dem Ort laufen wir an der schön gelegenen, aber überfüllten Pilgerherberge vorbei.

Nachdem wir uns in das Hotel San Anton einquartiert hatten, entdeckten wir die schöne Hafenbucht. Ohne Regen genossen wir das wieder erwachte Leben am Hafen. 

4 Tag  - Strecke von Tapia de Casariego nach Ribadeo - 15,4 km

Bei kalter nasser Witterung verlassen wir gegen 8 Uhr unser Hotel. Der Küstenweg führt landschaftlich schön über die Klippen Richtung asturisch / galizischer Grenze. Kurz nach Zwölf überqueren wir die Ria des Flusses Eo und stehen in Galizien, der vierten autonomen Gemeinschaft nach dem Baskenland, Kantabrien und Asturien.

Da Ribadeo in der Mittagszeit sehr ruhig wirkt, begeben wir uns zunächst zu unserem Hotel Bouza. Bei nun bewölktem Wetter erkunden wir den Ort, trinken einen Kaffee und suchen am Festtag Maria Himmelfahrt die Abendmesse auf. Der kirchliche Feiertag wird von einem lebendigen Straßenfest begleitet.

Mit einem kleinen Grillimbis und Rijoa klingt der Abend aus. 

5 Tag  - Strecke von Ribadeo nach Vilanova de Lorenza 27,8 km

Mit Verlassen der Küste ändert sich das Landschaftsbild drastisch. Der Weg führt durch Wälder und Höhenzüge.

Die steifen Meeresbrisen bleiben aus, so dass uns nun im Landesinneren plötzlich warm wird. Eine Mittagspause in Vilamartin Grande ergibt eine nette Begegnung mit einem Einheimischen.

Schon einige Kilometer weiter rasten wir erneut und kehren in eine typische spanische Bar ein, um der Mittagshitze zu entgehen. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir unseren Zielort Vilanova. Auf dem Weg zur Unterkunft bestaunen wir die prachtvolle Fassade der Monumentalkirche aus dem 18. Jahrhundert.

Am Ortsrand beziehen wir das einfache Hotel ‚la Union’. 

6 Tag  - Strecke von Vilanova de Lorenza nach Mondonedo 9,7 km

Die heutige Etappe von 9,7 km ist bewusst kurz, da der Ort Mondonedo sehr vielversprechend ist.

Schon gegen 11:30 Uhr treffen wir auf dem belebten Kirchplatz ein. Vorbereitungen für eine Nachmittagssendung im galicischen Fernsehen sind unübersehbar im Gange. In allen Gassen sind bereits Pilger anzutreffen. Während wir im Priesterseminar, dem drittgrößten Gebäudekomplex Galiciens, übernachten, ist die Pilgerherberge überfüllt. Wir betreten die Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, die für ihre guterhaltenden Fresken aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Auch machen wir Bekanntschaft mit einem typisch galicischen Kalorienbombe: Tarta de Mondonedo.

Wir genießen die beschauliche Atmosphäre im Priesterseminar Hospedaxe ‚Seminario Santa Catalina’ und ‚entdecken’ dort für uns eine kleine Kapelle für eine Andacht.

7 Tag  - Strecke von Mondonedo nach Abadin 17,5 km

Gut erholt nach einer geruhsamen Nacht starten wir um 08:15 Uhr und erreichen bald ein idyllisches Hochtal.

Langsam schrauben wir uns auf 530 Meter Höhe und genießen eine schöne Rundumsicht. Die Passhöhe wird von der neuen Autobahn  überspannt. Der Pilgerweg zieht sich weiter über die Höhen nach Abadin.

Wir beziehen unser Nachtquartier im Hotel Casa Goas, wo wir wieder auf einige uns schon bekannte Pilger treffen. 

8 Tag  - Strecke von Abadin nach Vilalba 21,5 km

Wir verließen gegen 08:15 Uhr das unscheinbare Abadin und erreichten bald mittelalterliche Pilgerpfade. An einer mystisch anmutenden Brücke, am Fluss Batan, pausierten wir zum ersten Mal. Zwei Stunden später erreichten wir gegen 12:30 Uhr den beeindruckenden Friedhof von Goiriz, der mit seinen umfangreichen steinernen Monumenten uns ins Staunen versetzte. Bei strahlend blauen Himmel erreichten wir gegen 14:45 Uhr das Hotel. Es erfolgte der obligatorische Ortsbummel.

9 Tag  - Strecke von Vilalba nach Eirexe 25,5 km

Wie immer brechen wir gegen 8 Uhr auf und kehren erst mal in eine nahe gelegene Bar zum Frühstück ein.

In der noch vorhandenen Morgenfrische führt uns der Weg wieder zurück zur Natur.

Über alte Pilgerwege erreichen wir gegen 11 Uhr die 111,111 km Marke vor Santiago de Compostela. Unsere heutige Mittagspause findet in Baamonde statt. Da das Thermometer 30 Grad zeigt, nutzen wir die angenehme Kühle einer Bar für eine ausgiebige Mittagspause. Vier Pilger genießen den Schatten der Dorfeiche für einen kurzen Mittagsschlaf. Ausgeruht ziehen wir auf der Landstraße, an einer Eisenbahnlinie entlang, bis wir an der 100 km Marke in einen schönen gepflasterten Weg einbiegen. Zur 100 km Feier wird ein kleiner landestypischer Kuchen verzerrt. Idyllische Wege führen uns zur Pilgerherberge von Eirexe. Uns erwartet eine führsorgende Herbergsmutter in einem ökologisch geprägtem Haus. Im sonnigen Garten der Herberge lassen wir den schönen Tag ausklingen.

10 Tag  - Strecke von  Eirexe nach Sobrado dos Monxes 35,2 km

Aufgrund der langen Etappe starten wir heute morgen um 7 Uhr. Irgendwie registrieren wir, dass wir uns Santiago nähern. Wir treffen am Wegesrand auf einen Steinmetz, der die Ausstrahlung des Pilgerweges nutzt, um sie in seinem Kunsthandwerk einfließen zu lassen. Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir das erste Etappenziel: Miraz. Wie vorgeplant verabschiedet sich Ralf von den Anderen und wir in der Pilgerherberge bleiben. Die restlichen Sechs ziehen nach einem Kaffee in der Bar weiter. Die Landschaft ist geprägt von Felsmassiven und schönen Fernblicke. Um 14:45 Uhr erreichen wir den höchsten Punkt der diesjährigen Pilgeretappe und zugleich die Grenzen zwischen den Provinzen Lugo und A Coruna. Nun führt der Weg bergab nach Meson, wo wir noch mal ein Getränk zu uns nehmen. Kurz vor Sobrado durchlaufen wir interessante Hinkelsteinformationen. Gegen 17:30 h laufen wir in Sobrado ein. Das am Dorfplatz stattfindende Fest lädt zum Verweilen ein. Harald bezieht sein Quartier im Kloster, die anderen Fünf  begeben sich zum Hotel. Vor dem Abendessen treffen wir uns zum Gebet im Kloster.

11 Tag  - Ruhetag in Sobrado dos Monxes 

Während Ralf heute die Strecke Miraz nach Sobrado bewältigen muss, lassen die anderen Sechs sich von der beschaulichen Atmosphäre in Sobrado einfangen.

Schneller als gedacht erreicht Ralf am frühen Nachmittag Sobrado. Wir freuen uns alle über das Wiedersehen und tauschen die Eindrücke der letzten 24 Stunden aus.  

12 Tag  - Strecke von Sobrado dos Monxes nach Arzua 22,2 km

Wir nutzen das außerhalb von Sobrado am Pilgerweg liegende Gasthaus Real zum Frühstück, nachdem wir dort bereits am Vorabend gut speisten. Frisch gestärkt gingen wir bei stark bewölktem Wetter los. In Sendelle weist uns eine Dame auf eine schöne Kapelle am Wegesrand hin. Nachdem wir einen Stempel erhalten, halten wir in der schmucken kleinen Kirche eine Andacht. Am frühen Nachmittag erreichen wir in Arzua das Hotel Teodora.

Das besondere am heutigen Tag ist der Zusammenfluss des Camino del Norte und dem Camino Frances.

Die Anzahl von mindesten sechs Pilgerherbergen lässt auf die Größe des Pilgeraufkommens schließen. So lassen sich auf dem zentralen Dorfplatz immer wieder bekannte und unbekannte Pilger beim Einlaufen beobachten.

13 Tag  - Strecke von Arzua nach O Pino 20,0 km

Der vorletzte Tag beginnt. Vom nebelverschleierten Arzua geht es so langsam auf die Zielgerade. Die Pilgerströme nehmen merklich zu, von spiritueller Stille ist nichts mehr zu spüren. Trotzdem merkt man, dass alle von der Euphorie vor dem Ziel getragen werden.

Zum Glück haben wir die Pension Arca gebucht, denn alle Quartiere scheinen mehr wie voll zu sein. Der hilfsbereite Hotelier ist sehr bemüht. Uns wird die Möglichkeit zur Nutzung der Waschmaschine geboten, auch schmeckt das angebotene kühle Bier.

Gegen Abend haben auch die letzten Pilger ein Bett gefunden. An der Dorfkirche treffen wir auf eine größere italienische Gruppe. Ein Priester bietet außerhalb der Kirche eine Beichtgelegenheit. Alle Lokale sind mit Pilger sehr gut gefüllt, wir sind halt 20 Kilometer vor Santiago.

14 Tag  - Strecke von O Pino nach Santiago de Compostela 20,1 km

Nach 101 Pilgertagen erreichen wir heute Mittag unser Ziel: Die Kathedrale von Santiago de Compostela.

Vorher zieht die Pilgerprozession, am Flughafen vorbei, zur Kapelle Santa Lucia. Wir bewundern einen Pilger mit chinesischem Outfit. Dann geht es in schnellen Schritten zum Monto do Gozo. Am Berg der Freude halten wir zunächst am Pilgerdenkmal inne, suchen in der Ferne die Kathedrale und wundern uns über manche Zeremonie. Wir wissen die besonderen Momente zu würdigen und halten am Pilgerdenkmal eine feierliche Vesper. Der Pilgerweg führt durch die Porta de Camino in den Monumentalbereich der Stadt. Durch die Altstadtgassen nähern wir uns dem Ziel.

Und dann ist es soweit: gegen 14 Uhr stehen wir vor der Kathedrale. In 2005 fotografierten wir unsere Wanderschuhe im Kreis vor der Kathedrale in Vezelay. In 2011 wiederholen wir diese Aktion und fotografieren unsere Schuhe diesmal vor der Kathedrale in Santiago.

Ergriffen ziehen wir in die Kathedrale ein – jeder ist in seinen Gedanken versunken und lässt den Ort auf sich wirken.

Wir beziehen später unser Quartier im San Martin Pinario, einem Priesterseminar unweit der Kathedrale. Bevor wir abends uns in die Altstadt stürzen, besorgen wir im Pilgerbüro die Pilgerurkunde Compostela. Da wir noch drei Tage in Santiago weilen, besuchen wir nächsten Tag die Pilgermesse. Bei dieser Gelegenheit dürfen wir uns über das geschwenkte große Weihrauchfass erfreuen.

Während wir tagsüber A Coruna und ein Tag später das Kap Finisterre besuchen, erfreuen wir uns abends am Flair der Altstadt.