Jahr 2004.
Tag 1 - Anreise nach Trier.
Endlich geht es wieder los!
Am einem Oktober Nachmittag trifft sich die Pilgergruppe (11 Personen) am Krefelder Hauptbahnhof um die Anreise anzutreten. Der erste Abend vor dem Start - Übernachtung in einer Studentenwohnung in Trier - war eine gute Einstimmung, obwohl sicherlich alle waren mit dem Gedanken bei dem bevorstehenden Weg.
Tag 2 - Trier - Konz - Tawern - Fisch - Körrig - Merzkirchen - insgesamt 27 km.
Unser erster Tag beginnt um 5.45 Uhr mit den Laudes in St. Matthias. Nach einem kurzen Frühstück folgen wir dem bereits hier mit der Jakobsmuschel markierten Weg in Richtung Perl. Wir gehen entlang der Mosel bis zur Saarmündung bei Konz. Nun führt uns die Muschel weiter bis zur Gemeinde Merzkirchen, wo wir die Vorabendmesse besuchen und in einem gut eingerichteten Pfarrheim übernachten. Unterwegs besichtigen wir die römische Tempelanlage oberhalb von Tawern. Ab Tawern gehen wir die alte Römerstrasse entlang, wo wir auch die alten römischen Ausgrabungen - Tempelbezirk am Metzenberg aus dem 1-4Jh - vorfinden. Die Landschaft ist geprägt von den vielen Apfelbäumen. In Fisch lädt uns ein freundlicher älterer Herr zu frisch gepresstem Apfelmost („Viez“) ein. Herr Winter ist Mitglied der dortigen Jakobusbruderschaft und nach vielen Informationen von ihm besichtigen wir noch die an diesem historischen Weg gelegene Jakobuskapelle von Rehlingen.
Tag 3 - Merzkirchen - Kirf - Borg - Eft - Perl - insgesamt 18 km.
Heute am ebenfalls sonnigen Tag führt uns die Muschel weiter über Streuobstwiesen Richtung Perl. In der Ferne sieht man weißen Rauch und die Kühltürme des Atomkraftwerks Cattenom. In der Nähe von Oberleuken, an der B406 befindet sich ein Denkmal am "Potsdamer Platz". Dort machen wir Pause. „Potsdamer Platz“ ist eine Gedenkstätte für im 2. Weltkrieg gefallenen US-Soldaten der 94-er US Infanterie Division gewidmet, die im Januar 1945 hier Befreiungskämpfe geführt hatte, auf der höchsten Erhebung zwischen Mosel und Saar. Nicht weit davon entfernt besichtigen wir die „Villa Borg“, eine auf römischen Ausgrabungen rekonstruierte Römersiedlung mit Badeanlagen, Taverne und Kräutergärten. Dort kann man die rekonstruierten Bereiche der Anlage aus der Römerzeit, sowie einiges über die Geschichte dieser Region erfahren. Durch Weinberge führt der Weg wieder zur Mosel nach Perl im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Wir schlafen auf dicken Turnmatten in der Turnhalle der Grundschule in Perl.
Tag 4 - Perl - Schengen - Haute-Kontz - Gavise - Thionville - insgesamt 27 km.
Tag 5 - Thionville - Florange - Morlange - Moyeuvre-Petite - Briey - insgesamt 27 km
Nach einer guten Nacht verlassen wir die Jugendherberge und gehen durch die von der Stahlindustrie geprägten Vorstädte von Thionville. Wir verlassen Thionville und sehen ... nur Bäume! Der Weg führt durch Foret Domaniale de Moyeuvre. In der offenen Kirche von Florange beten wir die Laudes. In Fameck besteht noch die Möglichkeit, kleine Besorgung zu machen, danach verlassen wir die Stadt und gehen nun wieder stundenlang auf unmarkierten Wegen durch Wiesen und große Wälder Richtung Briey, wo wir von einem alten Pfarrer herzlich empfangen werden. Gemeinsam mit einigen alten Gemeindemitgliedern feiern wir den Werktagsgottesdienst in der Sakristei. Es ist ein tolles Erlebnis und ein Vorgeschmack des Gemeindelebens in Frankreich. Eine ganz neue Erfahrung!
Wir werden herzlich begrüßt und haben Gelegenheit, von uns ein wenig zu erzählen. Das gibt uns die Chance, nah an den Menschen zu sein. Zur Übernachtung steht uns das in unseren Augen sehr spartanisch ausgestattetes Pfarrheim zur Verfügung. Der freundliche Empfang macht die höhere Ansprüche überflüssig - us genügt es allemal!
Tag 6 - Briey - les Baroches - Bois Roussel - Mouavlle - Bechamps - Etain - insgesamt 28 km.
Der Tag beginnt mit den Laudes in der Kirche von Briey. Die Begegnungen mit dem Pastor oder Gemeinde vor Ort sind für beide Seiten etwas Besonderes.
Dann geht es, zum ersten Mal bei Regen, durch Briey weiter Richtung Verdun nach Étain. Der Weg an diesem Tag ist wieder geprägt von viel landwirtschaftlicher Fläche (riesige Stoppelfelder) und kleinen, teils verfallenen Dörfern. Heute richtige Abwechslung! Wir sehen Felder, Felder, Felder...(und paar Bäume). Als erstes durchqueren wir Les Baroches, dann geht es durch dichten Wald bis zur Eisenbahnstrecke Verdun – Briey, von dort mühsam nach Mouaville, dessen Kirche in einem Zustand des Verfalls ist. Von Mouaville gehen wir über Landstraßen nach Étain, wo wir gegen 18.30 Uhr eintreffen. Auch hier werden wir durch den Pfarrer begrüßt und erhalten sogar den Schlüssel zur großen Pfarrkirche Saint-Martin. Die Offenheit der Menschen beeindruckt sehr. An diesen Tagen erleben wir jedoch Frankreich von anderer Seite. Diese Region ist sehr bescheidend - hier wird man kaum das "Urlaubsland Frankreich" finden können.
Tag 7 - Etain - Hautecourt - Abaucourt - Fort de Vaux - Fort de Douaumont - Ossuaire- Verdun - insgesamt 29 km.
Im dichten Nebel verlassen wir die Pfarrkirche und begeben uns auf den Weg nach Verdun. Der heutige war Tag der Geschichte - die Schlachtfelder von Verdun lassen niemanden gefühlskalt. Die Strecke ist geprägt von den Ereignissen des 1. Weltkriegs. Wir passieren Fort de Vaux. Links und rechts sehen wir Schützengräber und erreichen das ehemalige Fort de Douaumont in dem 679 Soldaten durch eine Explosion des Munitionslagers begraben wurden. An einem Soldatenfriedhof vorbei mit unzähligen Holzkreuzen erreichen wir Ossuiare de Douaumont - Gedenkstätte mit ihrer Totenhalle (Beinhaus), in dem die Gebeine von 130000 gefallenen Soldaten beider Nationen ruhen. Von draußen sind im „Keller“ des Gebäudes die Toten zu sehen. Eine beeindruckendeBegegnung mit der Geschichte! Tief beeindruckt vom Gesehenen gehen wir weiter durch den Wald in Richtung Jugendherberge Verdun. Am Rande des Weges lassen sich auch nach nun 90 Jahren noch die Spuren des Kriegs erkennen. Gegen Abend treffen wir in der neben der Kathedrale gelegenen Jugendherberge ein und beziehen unsere Zimmer. Die sehenswerte Stadt an der Meuse (Maas) sollte man nicht auslassen.
Tag 8 - Verdun - Fort du Regret - Lempire-aux-Bois - Heippes - Issoncourt - Chaumont-sur-Aire - insgesamt 32 km
Heute liegen 32 km vor uns. Wir brechen früher auf, um den kleinen Ort Chaumont sur Aire, in dem wir von unseren Gastfamilien erwartet werden, zu erreichen. Nachdem wir bei Regen Verdun verlassen, liegt wieder ein großer Wald vor uns, durch den wir uns nur mit Hilfe von Karte und Kompass einen Weg suchen können. Teilweise ist der Weg so matschig, dass die Absätze der Schuhe mit jedem Schritt höher werden. Unterwegs treffen wir immer wieder historische Kampfplätze aus dem 1-ten Weltkrieg. Nach dem Unterqueren der Autobahn und weiteren Stunden Weg erreichen wir die sogenannte „Heilige Straße“ („voie sacré“) von Verdun nach Bar-le-Duc. Ab hier fahren einige von uns mit dem Bus und stellen so sicher, dass wir rechtzeitig im Dorf bei unseren Gastgebern eintreffen. In Chaumont sur Aire werden wir vom Diakon und vom Bürgermeister sofort in die „gute Stube“ geholt, dann gibt man sich redlich Mühe, uns auf die Gastfamilien aufzuteilen. Anschließend werden wir dann in unsere Gastfamilien gebracht und sind tief beeindruckt von der herzlichen Aufnahme und Versorgung. Es ist eine Art von Höhepunkt in Hinblick auf die Begegnung zwischen den Menschen! Dies ist nicht selbstverständlich.
Tag 9 - Chaumont-sur-Aire - Rembercourt-aux-Pots - Conde-en-Barrois - Bar-le-Duc - insgesamt 24 km - Rückkehr nach Krefeld
Am letzten Tag unserer diesjährigen Pilgertour liegen noch 24 lange Kilometer bis zum Bahnhof von Bar-le-Duc vor uns. Nach einer guten Nacht und gutem Frühstück bei unseren Gastgebern treffen wir uns alle zum Morgengebet in der Kirche. Begleitet vom Geläut der Kirchenglocken und schwer beladen mit Baguettes, flüssigen Vitaminen und Walnüssen verabschieden wir uns und setzen unseren Weg fort. Es bläst ein ganz heftiger Wind, wir klettern noch einmal über Weidezäune, kommen durch kleine Dörfer und Waldstücke. Es gibt ja kaum Sehenswürdigkeiten unterwegs - trotzdem findet man wunderschöne Landschaften und Objekte, wie z,b Beispiel die Brücke in Genicourt-sous-Condy. Auf dem letzten Teilstück werden wir dann doch noch von einem heftigen Gewitter mit sintflutartigem Regen erwischt, und völlig durchnässt erreichen wir endlich den Bahnhof und fahren mit dem nächsten Zug nach Nancy, von wo aus wir dann am späten Abend unsere Rückfahrt über Strassburg, Offenburg, Duisburg nach Krefeld fortsetzen. Die Besichtigung von Bar-le-Duc wird in nächstem Jahr auf dem Plan stehen - der heftiger Regen hat uns zur Planänderung gezwungen.
Kartenmaterial:
Deutschland | Frankreich |
Karte TK25N Trier - Blatt 6205 - 1:25 000 Karte TK25N Wincheringen - Karte TK25N Saarburg - Karte TK25N Kirf - Karte TK25N Freudenburg - | Karte GPS TOP 25 Hayange - Blatt 3311E - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Thionville - Blatt 3411O - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Dugny-Sur_Meuse - Blatt 3113E - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Pierrefitte-Sur-Aire - Blatt 3114E - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Bar-Le-Duc - Blatt 3115O - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Etain - Blatt 3212E - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Briey - Blatt 3312E - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Jarny - Blatt 3312O - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Forets de Verdun - Blatt 3112ET - 1:25 000 Karte GPS TOP 25 Fains-Veels Vaubecourt - Blatt 3114O - Karte GPS TOP 25 Douaumont-Vaux - Blatt 3212O - 1:25 000 |
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