Jakobuspfad
Sehnsucht nach pilgern....

Das Jahr 2005.

1 Tag  - Anreise nach Bar le Duc

Wir beginnen unsere diesjährige Wallfahrt  wie immer vor den Toren der Pfarrkirche St. Elisabeth. 

Nach einer ca. 6 stündigen Autofahrt mit zwei PKW's kommen wir in unserm vorjährigem Zielort Bar le Duc an. Nachdem wir ein kleines, vorbestelltes Hotel bezogen  haben, wurde ein Fahrzeug bereits an unser nächstes Tagesziel gebracht, während der Rest der Gruppe zu einem Bummel durch die Stadt aufbrach. Wir gingen zum alten Schloss hoch und besichtigten die Altstadt. Da die Anreise immer länger wird, nutzen wir zwei PKW's als "Auto Schaukel" für das tägliche Fortkommen. Das kostet immer wieder Zeit aber ermöglicht am Ende, ohne Zeitverlust die Rückreise anzutreten. 

Nach einer kleinen gemeinsamen Erfrischung in einem Straßenkaffee, besuchten wir die Vorabendmesse in einer alten sehenswerten Kirche (St. Antoine) aus dem 16. Jahrhundert mit einem Fluss unter der Kirche. Wie im letzten Jahr werden wir vor Ort positiv wahrgenommen, was uns Kontakt zu den Bewohnern ermöglicht.

2 Tag  - Bar le Duc nach Consances-les-Forget - insgesamt 25 km

Unser erster Pilgertag beginnt mit einem Frühstück im Hotel.

Nach einem kurzen Weg durch die Stadt verließen wir bei schönstem Wetter die Strassen und befanden uns schnell wieder in der uns vom Vorjahr noch gut in Erinnerung gebliebenen Natur.  Nach ca. 2 Stunden Fußweg, legten wir wie gewohnt die erste Pause ein.         Während wir die ersten Texte aus unseren Büchern lasen, näherte sich uns auf dem Weg, an dessen Rand wir uns niedergelassen hatten, ein Auto. Von der Beifahrerin wurden wir zu unserem großen Erstaunen zuerst auf franz. und dann auf deutsch freundlich eingeladen, ein kleines Stück weiter auf einen Kaffee bei ihnen zuhause einzukehren. 

Das nette holländische Ehepaar, das seinen Alterssitz hierher verlegt hat, hatte uns zuvor bereits in der Stadt losziehen sehen und bereits vermutet, dass wir auf dem Pilgerweg nach Santiago unterwegs sind.

So wurde der Beginn unserer diesjährigen Etappe schon zu einem ganz besondern Erlebnis. 

Unser heutiges Nachtlager bezogen wir in einem einfachen Pfarrsaal in Cousances-Les-Forges neben der Kirche St.Mimi, zum Abendessen kochten wir gemeinsam eine leckere  Linsensuppe auf dem mitgebrachten Gaskocher.

3 Tag  - Consances-les-Forge über Villier aux Boix (13km), Wassy (20km), Vaux-sur-Blaise (23km) Rachecourt-Sezamout (25km), Dommartin-le-Franc (28 km) nach Dommartin le St.Pere - insgesamt 33 km

Nach einer Übernachtung auf unseren Luftmatratzen bereiteten wir uns ein Frühstück zu.

In der benachbarten Kirche von Cousances hatten wir wie auch schon am Vorabend die Gelegenheit zum Stundengebet. Unser heutiger Weg führte über Roches-Sur-Marne, wo wir die Marne überquerten , durch dichte Wälder und weite Felder. Auf diesem Weg verließen  wir die Lorraine und kommen in die Champange. Die letzten ca. 10 km unseres Weges, nach Dommartin-le-Saint Pere, legten wir auf den Gleisen einer alten vor Jahrzehnten stillgelegten Eisenbahn zurück.

Recht geschafft von der heutigen langen Etappe bezogen wir den uns vom Bürgermeister des Ortes zur Verfügung gestellten Salle des Fetes  (Gemeindehaus).   

Währen zwei noch die PKW´s nachholten und weiter vorsetzten, bereiteten wir auf dem Campingkocher eine warme Kartoffelsuppe vor.  

4 Tag  - Dommartin le St.Pere, Doulevant-le Chateau (2,5) Amancourt (6,5) Rizaucourt - insgesamt 18 km

Nach dem Morgengebet in der Kirche St. Martin von Dommartin verabschiedeten wir uns mit einem Phototermin  beim Bürgermeister.

Der heutige Weg führt uns erst entlang der Gleise nach Doulevant-le-Chateau, im nächsten Ort erfreuen wir uns an einem Esel am Wegesrand. Nach einer heute etwas kürzeren Strecke ,jetzt schon der dritte Tag fast nur im T-Shirt, erreichten wir kurz vor unserem Tagesziel die ersten Weinberge der Champagne. Unterwegs hatten wir im Wald nur die Begegnung mit einer beeindruckend großen Planierraupe, mit der ein neuer Forstweg durch den Wald angelegt wurde.

Im Salle de Fetes des Ortes Rizaucourt schlagen wir unser Nachtlager auf. Da es im Ort keine Einkaufsmöglichkeit gibt, gingen wir zum Abendessen in eine kleine Gasstätte. Hier wurden wir von der Wirtin mit Spezialitäten der regionalen Küche verwöhnt, wobei wir den örtlichen Champagner genossen. Nach einem reichhaltigen Menü nutzten einige noch die Kirche des Ortes um im Licht der Taschenlampen beim Nachtgebet für die tollen Erlebnisse zu danken. 

5 Tag  - Rizaucourt über Colombey-les-Deux Eglise (8), Clairvaux - insgesamt 18 km

Nach einem guten Frühstück bei Chantal,  zu unserem  Erstaunen bekamen wir neben den  üblichen Schokocroissants auch Aufschnitt, Nutella und Kuchen, begannen wir den Tag mit der Laudes in der Kirche. Heute wird der Weg von historischen Orten geprägt. Schon aus der Ferne sehen wir das aus rosa Granit gefertigte Lothringer Kreuz, das Memorial des General De Gaulle, der auf dem kleinen Friedhof des Ortes Colombey unterhalb des Denkmals begraben ist. Ebenfalls nutzten wir die Gelegenheit zur Besichtigung des Privathauses des ehemaligen Präsidenten der franz. Republik, der Boisserie (Hier war auch Konrad Adenauer zu Gast bei De Gaulle). 

Der weitere Weg führte uns dann hinab nach Clairvaux (übers. klares Tal), dem Ort ,an dem im 12. Jahrhundert der heilige Bernhard  sein erstes Kloster gründete.  

Da es in Clairvaux nur die Möglichkeit der Übernachtung in einem Hotel gibt, zogen wir für die nächsten zwei Nächte dort ein.

6 Tag  - Ruhetag - Besichtigung der Klosteranlage in Clairvaux

Heute legten wir wie geplant eine Gehpause ein.

Am Vormittag teilte sich die Gruppe, und ein Teil machte sich unter dem Vorwand einiger Besorgungen auf die Suche nach dem am 3.Tag verloren gegangenen  Hut unsers Pilgerbruders Bernhard. (Die Suche wurde im dichten Wald erfolgreich abgeschlossen)

Der Rest der Gruppe nutzte die Zeit zur Besichtigung der kleinen Stadt Bar-Sur-Aube.

Am Nachmittag beschäftigten wir uns mit der Person des heil. Bernhard und besichtigten die heute zum sichersten Gefängnis Frankreichs umgebauten Gebäude des ehemaligen Klosters von Clairvaux. Trotz umfangreicher Umbauten im laufe der Jahrhunderte konnten wir uns noch einen guten Eindruck vom alten Kloster verschaffen. Das Kloster wurde durch Napoleon Bonaparte aufgelöst und im 19.Jahrhundert zum Staatseigentum, erst seit 2003 wird ein Teil der Gebäude durch das Kulturministerium restauriert. Sehr beeindruckend waren die so genannten Hühnerkäfige, kleine Einzelzellen, die für damalige Verhältnisse wohl einen Fortschritt gegenüber den bis dahin üblichen Sammelzellen darstellten.


7 Tag  - Clairvaux , Grancey-sur-Ource (26km) nach Mussy-sur-Seine - insgesamt 32 km

Noch die unterschiedlichen Eindrücke verarbeitend zogen wir weiter durch die Wälder von Clairvaux. Am Brunnen des heiligen Bernhard hielten wir die Laudes. Nach einer langen Tagesetappe erreichten wir erst Grancey-sur-Ource, wo wir vor der geschlossenen monumentalen Kirche die letzte Statio gehalten haben, dann den Ort Mussy-sur-Seine, den für uns letzten Ort in der Champagne. Da wir auch hier kein Gemeindehaus oder keinen Pfarrsaal zur Verfügung hatten, quartierten wir uns in einem Hotel ein und bezogen unsere einfachen Zimmer. Zum Abendessen trafen wir uns in einem feinen Kaminzimmer und beim Essen bestätigte sich wieder der Spruch „Essen wie Gott in Frankreich“.

8 Tag  - Mussy-sur-Seine , Marcenay (25) nach Laignes - insgesamt 21 km

Heute erreichen wir die Bourgonge. Oberhalb von Mussy-sur-Seine weist uns ein Schild auf das ehemalige Benediktiner-Kloster Molesme hin und so entscheiden wir uns kurz entschlossen, den Umweg von ca. 3 km in Kauf zu nehmen,  um den Spuren Bernhards zu folgen. Von Molesme aus wurde das Kloster Citeaux gegründet, in das der heilige Bernhard 1113 als Novize eintrat. Heute wird ein Teil des Gebäudes als Wohnhaus genutzt, wobei der ganze Ort einen mittelalterlichen Eindruck vermittelte. Nach einem anstrengenden Weg erreichen wir Laignes. Als Übernachtungsmöglichkeit bekamen wir von der Gemeinde gegen einen kleinen Unkostenbeitrag ein einfaches Gästehaus zur Verfügung gestellt. Beim Einkauf im örtlichen Kaufladen stellte sich heraus, dass die Frau an der Kasse üblicherweise die Woche über in unserem Quartier wohnte. Da in dem Haus eine Küche zur Verfügung stand, nutzten wir die Möglichkeit zur Selbstversorgung und richteten einen gute Portion Bratkartoffeln und Rührei an. 

9 Tag  - Laignes über Semmeroy-le-haut (10) nach Ancy-le-Franc - insgesamt 22 km

Über Nacht waren erstmals seit Beginn unserer diesjährigen Wallfahrt einige Wolken aufgezogen, die sich jedoch schon während des Morgengebetes auf dem Platz vor unserem Haus auflösten und wieder lag ein sonniger Tag vor uns. 

Unser heutiges Tagesziel war der größere Ort  Ancy-le-Franc, in dem wir von einem polnisch stämmigen Pfarrer erwartet wurden. Unterwegs fanden einige von uns am Wegesrand einen Karton mit zwei jungen, wohl ausgesetzten Katzen. Schnell stand wohl für die Finder fest, dass diese mitgenommen werden müssen, was allerdings noch zu einigem Gesprächsbedarf in der Gruppe führte. Letztlich fand sich jedoch eine von der Allgemeinheit getragene Lösung, die Katzen mitzunehmen und zu versorgen.

Gegen Abend erreichten wir Ancy-le-Franc, wo wir vom Pfarrer mit „ Eis am Stiel“ begrüßt wurden. Zur Übernachtung bekamen wir ein größtenteils leer stehendes Pfarrhaus zur Verfügung gestellt. Zur Feier des Tages hielt der 74jährige Pfarrer, erstmals extra für uns, den Gottesdienst in deutscher Sprache (von Theresia und Irek sehr schön vorbereitet).

In dem neben dem Wohnhaus des Pfarrers gelegenen Pfarrsaal bot sich die Möglichkeit zu kochen und wir konnten unseren Gastgeber zu Nudeln mit Hackfleischsoße einladen. 

Mit einem gemeinsamen Abendgebet beschlossen wir den Tag.

10 Tag  - Ancy-le Franc über Pasilly (12,5) nach Massangis - insgesamt 28km

Nach einem Gottesdienst (wieder extra für uns in deutscher Sprache) zogen wir gutgelaunt vorbei am Schoß von Ancy-le-Franc weiter mit Ziel  Massangis.

Theresia fuhr an diesem Morgen das zweite Auto bis zur Pausenstation und besorgte für die Katzen Futter und für uns von Bernhard spendierten Kuchen. Unser Weg durch die Natur Frankreichs wurde durch die  Hochgeschwindigkeitseisenbahnstrecke Dijon / Lyon – Paris unterbrochen, die wir bei Pasilly überquerten. Wie schon am vorigen Tag waren auch heute Jäger im Wald zu hören und zu sehen. Wir hörten Schüsse und an einer Wildhütte lag ein Wildschweinkopf auf den Schlachtabfällen. Nach einem langen Tag erreichten wir den Ort Massangis, wo wir abermals einen Salle de Fetes zur Verfügung hatten.

In der dortigen Küche bereiteten wir uns zum Abendessen eine warme Mahlzeit und legten uns ziemlich erschöpft auf unsere Matratzen.

11 Tag  - Massangis über Dissangns (4), Thony (12), Lucy le Bois (14) Tharot - insgesamt 18km

Nach dem Frühstück räumten wir unser Nachtlager und übergaben den Hausschlüssel im Bürgermeisteramt, wo wir auch wieder unsere Bücher gestempelt bekamen.

Der Weg führte uns weiter in Richtung Tharot. Wir beteten die Laudes im Portal der Kirche von Dissangis, und im nächsten Ort, Coutarnoux, gab es an einem alten Zollhaus eine Jakobusstatue. Auf dem Weg gab es überall alte Wegkreuze, dann querten wir die Autobahn A6, die nach Paris führt. In dem kleinen abgelegenen Ort Tharot wurden wir schon herzlich erwartet, da es bereits auf der Vortour zu netten Kontakten mit den Nachbarn der Marie gekommen war.

So wurden wir am Abend freundlichst durch den Bürgermeister des Ortes empfangen, der uns auch wieder den Gemeindesaal zur Verfügung gestellt hat. Während die Autos umgesetzt wurden, wurden die übrigen Pilger schon von den Nachbarn, einem pensionierten Gendarm und seiner charmanten Ehefrau, zu einem Aperitif in die gute Stube eingeladen. Nachdem alle wieder beisammen waren und wir noch ein wenig zusammen gesessen und uns über gemeinsame Pilgererlebnisse ausgetauscht hatten, luden wir die neuen Freunde zu einer selbst gekochten Gemüsesuppe in unser Nachtlager ein. Wir bekamen zu unserer Überraschung spontan die Möglichkeit angeboten, uns in ihrem Bad zu duschen, wovon gerne Gebrauch gemacht wurde.

Nachdem alles vorbereitet war, trafen wir uns zum Essen der eigenen und der von den Nachbarn mitgebrachten Auberginencremesuppe im Salle des Fetes. So wurde aus einer flüchtigen Begegnung schnell eine tolle Freundschaft.

12 Tag  - Tharot nach Vezelay - insgesamt 16 km - Rückkehr

Am nächsten Morgen trafen wir uns zum Morgengebet in der Kirche, wo wir bei einer tollen Stimmung gemeinsam unseren Herrn lobten. Zum Abschied wurden noch mehrere Fotos mit unseren Freunden und dem Bürgermeister gemacht. Beim Aufbruch erfolgte eine weitere Einladung zu Kaffee und selbst gebackenem Weißbrot. Als wir nun aber weiter mussten, wurden wir von unseren neuen Freunden noch etwa 3-4 km begleitet, bevor wir uns dann wieder trennten.

Vor unserem diesjährigen Pilgerziel Vezelay sollten noch zwei Höhenzüge überquert werden. In Domecey-sur-le-Vault trafen wir auf einem europäischen Fernwanderweg zum ersten Mal bei unserer diesjährigen Pilgertour auf eine Wandergruppe. Gegen 15:00 Uhr ereichten wir nach einem letzten anstrengenden Aufstieg von Asquins aus durch die alten Gassen die Basilika in Vezelay. In der mächtigen Kirche nutzten wir die dortige Ruhe zur Besinnung, und so wurden wir von den gemeinsamen Erlebnissen der vergangenen Tage sehr berührt.

Von unseren Freunden aus Tharot  hatten wir noch zwei Kuchen für die Heimfahrt mitbekommen, und so erreichten wir nach einer gut 8 stündigen  Heimfahrt am nächsten Morgen gegen 2:00 Uhr zwar müde aber nicht erschöpft, sondern sehr begeistert von dem Erlebten wieder Krefelder Boden.  


Kartenmaterial:

Karte GPS TOP 25 Bar-Le-Duc - Blatt 3115O - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 St-Dizier - Blatt 3015E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Wassy - Blatt 3016E- 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Doulevant-Le-Chateau - Blatt 3017E  - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Colombey-Les-Deuy-Eglises - Blatt 3018E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Bar-Sur-Aube - Blatt 3018OE - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Loches-Sur-Ource - Blatt 2918E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Mussy-Sur-Seine - Blatt 2919E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Les Riceys - Blatt 2919O- 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Laignes - Blatt 2990O - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Ancy-Le-Franc - Blatt 2820E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Tonnerre - Blatt 2820O - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Noyers - Blatt 2821O - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Joux-La-Ville - Blatt 2721E - 1:25 000

Karte GPS TOP 25 Avallon Vezelay - Blatt 2722ET - 1:25 000

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Herausgeber:
Institut Geographique National

www.ign.fr